Es ist schon merkwürdig, daß dieser Mann, der sich Zeit seines Lebens für die abstrakteste Form der Physik interessiert, so viele Menschen in seinen Bann zieht. Liegt es daran, daß er alle Attribute eines Genies besitzt, daß er mit seinem Lehrstuhl in Oxford in direkter Nachfolge zu Isaac Newton und Paul Dirac steht, oder trägt seine eigene ungewöhnliche Biographie, in dessen Mittelpunkt die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) steht, dazu bei? Auf jeden Fall gelingt es ihm immer wieder, seine Arbeit einem weiten Kreis von Interessierten in einer Art zu vermitteln, die von englischem Humor durchsetzt und von Ironie und Respektlosigkeit sich selbst und seiner Wissenschaft gegenüber geprägt ist.
Sein wohl bekanntestes Werk, daß er eigenen Angaben zufolge geschrieben hat, um ein wenig Geld zu verdienen, ist der langjährige Bestseller Eine kurze Geschichte der Zeit. Mit Einsteins Traum liegt nun ein Buch vor, das vielleicht am ehesten einem "Making Of" entspricht. Hawking ist sich nämlich sehr wohl bewußt, daß auch flapsige Worte nicht ausreichen, um die komplizierten Denkweisen einem breiten Publikum verständlich zu machen und so empfiehlt sich Einsteins Traum gerade auch als Ergänzung zu Eine kurze Geschichte der Zeit.
Hawking schreibt von sich, daß es ihm Freude mache, wissenschaftliche Sachverhalte zu erklären und Fragen zu beantworten. Um sich den Fragen nach Schwarzen Löchern und Baby-Universen zu nähern, beschreitet Hawking daher hier einen überaus sympathischen Weg. Er beschreibt, wie er selbst auf diese Fragen gestoßen ist und wie es dazu kam, daß er sich mit Fragen von Ereignishorizonten oder der Vorbestimmtheit unseres Seins beschäftigte. Neben den wissenschaftlich sensationellen Ergebnissen seiner Arbeit ist das eigentlich spannende aber der Mensch Stephen Hawking, der sich in seinem Leben immer wieder zwischen größter Verzweiflung und höchster Lebensfreude bewegt hat. --J. Schüring